„Datenbasierte Unterrichtsentwicklung in der Sekundarstufe I – Entwicklung und Evaluation von Lehrerfortbildungsmodulen zur instrumentellen Nutzung von Vergleichsarbeiten und formativen Lernverlaufsdiagnosen“
News vom 13.07.2015
„Datenbasierte Unterrichtsentwicklung in der Sekundarstufe I – Entwicklung und Evaluation von Lehrerfortbildungsmodulen zur instrumentellen Nutzung von Vergleichsarbeiten und formativen Lernverlaufsdiagnosen“
Studienhintergrund
Zahlreiche empirische Studien belegen, dass Lehrkräfte die Rückmeldungen aus Vergleichsarbeiten nur in sehr geringem Umfang für die didaktische Weiterentwicklung des eigenen Unterrichts oder die gezielte Schülerförderung nutzen (instrumentelle Nutzung). Ein Hauptgrund hierfür ist die aus Sicht der Lehrkräfte geringe Passung zwischen Vergleichsarbeit und realisiertem Unterricht. Im Projekt soll geprüft werden, ob formative Test- und Übungsmodule, die sich an den Kompetenzbereichen der Vergleichsarbeiten orientieren und gleichzeitig verpflichtende Lerninhalte wesentlich detaillierter abbilden, zu anderen Formen der instrumentellen Datennutzung führen als die im Vorgängerprojekt beschriebenen Formen der instrumentellen Nutzung von Vergleichsarbeiten. Als Untersuchungsgegenstand wurde der in VERA 8 getestete Kompetenzbereich „Sprachbetrachtung“ gewählt. Auf der Lernplattform Moodle wurden entsprechend computergestützte, formative Test- und Übungsmodule zu folgenden Lerninhalten entwickelt: Wortarten, Satzglieder, Kommasetzung, Zeitformen, Groß- und Kleinschreibung.
Studiendesign
An der Studie beteiligen sich 21 Deutschlehrkräfte an 9 Sekundarschulen. Zunächst wurden schulinterne Lehrerfortbildungen zu den Test- und Übungsmodulen durchgeführt und in einer Vorerhebung die formative Diagnosepraxis der Deutschlehrkräfte in Bezug auf den Kompetenzbereich Sprachbetrachtung mit einem standardisierten Fragebogen erfasst. Zudem sollten die Lehrkräfte die Schülerleistungen in den Testmodulen prognostizieren. Die Schülerinnen und Schüler wurden zu ihren Vornoten und zu einer Selbsteinschätzung in den getesteten Bereichen gefragt. Anschließend bearbeiteten die Schülerinnen und Schüler im Zeitraum von ca. einem Schuljahr die Test- und Übungsmodule. Über Moodle können die Leistungszuwächse der Schülerinnen und Schüler sowie die Rezeptionsaktivitäten der Lehrkräfte abgerufen werden. Begleitend zur Durchführung wurden die Lehrkräfte mündlich befragt. Neben unterrichtspraktischen Aspekten wird vor allem erfasst, wie die Lehrkräfte mit den Rückmeldeinformationen aus den Tests umgehen.
Die Durchführung der formativen Test- und Übungsmodule an den Schulen ist mittlerweile abgeschlossen. Derzeit läuft die Abschlusserhebung des Projekts, in der die Lehrkräfte schriftlich zur formativen Diagnosepraxis sowie zur Rezeption und Nutzung der Ergebnisse aus den formativen Tests befragt werden. Zu den Daten der Vorerhebung und der qualitativen Interviews bzw. Beobachtungen liegen erste Auswertungsergebnisse vor.
Bisherige Analyse-Ergebnisse
Die entwickelten Test- und Übungsmodule zu einzelnen Lerninhalten des Kompetenzbereichs „Sprachbetrachtung“ werden von den beteiligten Lehrkräften überwiegend positiv bewertet. Sie sehen darin eine gute Diagnose- und Übungsmöglichkeit als Ergänzung zum laufenden Unterricht. Die bisherigen Analysen sprechen für eine gute Validität der entwickelten Testmodule (hohe Korrelationen zwischen Schülerleistungsdaten, Deutschnoten und Leistungsprognosen der Lehrkräfte). Dass es sich um einen in den Vergleichsarbeiten getesteten Kompetenzbereich handelt, ist für die meisten beteiligten Lehrkräfte eher zweitrangig. Im Vordergrund der Gespräche über die Test- und Übungsmodule stehen curriculare Aspekte (Welche Lerninhalte wurden im Unterricht bereits behandelt? Welche werden nicht mehr behandelt?). Die über Moodle zur Verfügung gestellten Leistungsdaten auf Klassen- und Schülerebene wurden bis Schuljahresmitte nur von wenigen Lehrkräften ausführlich rezipiert, obwohl dies in den Fortbildungsworkshops an den Schulen konkret erläutert wurde. Einige Lehrkräfte beobachten ihre Schülerinnen und Schüler sehr genau bei der Durchführung der Test- und Übungsmodule in den Klassen und erhalten darüber zum Teil eine neue Sicht auf die Schülerleistungen.
Bisher zeichnen sich folgende Aspekte der instrumentellen Nutzung ab:
- Die formativen Tests werden zur Erfassung der Lernvoraussetzungen herangezogen.
- Die formativen Test- und Übungsmodule werden zur Wiederholung von Stoffgebieten, die von den Schülerinnen und Schülern noch nicht sicher beherrscht werden, genutzt.
- Nach der Durchführung der Test- und Übungsmodule wird an einzelnen Themen weitergearbeitet.
- Die Testbefunde führen bei einzelnen Schülerinnen bzw. Schülern zu einem weiteren individualdiagnostischen Vorgehen.
Nächste Arbeitsschritte
Anhand der noch ausstehenden Nacherhebung ist zu klären, wie die am Projekt beteiligten Lehrkräfte den diagnostischen Nutzen der formativen Test- und Übungsmodule im Vergleich zu den bisher genutzten Diagnoseverfahren und den Vergleichsarbeiten bewerten. Im Weiteren sollen vor allem die qualitativen Daten im Hinblick auf Formen der instrumentellen Nutzung ausgewertet und mit den Befunden zur instrumentellen Nutzung von Vergleichsarbeiten aus dem Vorgängerprojekt verglichen werden.
Das Projekt wird an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd von Prof. Dr. Uwe Maier, Carolin Ramsteck und Kathrin Hoffmann durchgeführt.
Weitere Informationen zum Hintergrund des laufenden Forschungsprojekts können Sie dem Web-TV-Interview mit Prof. Uwe Maier zum Vorgängerprojekt „Die Realisierung testbasierter Schulreform in der Mehrebenstruktur des Bildungssystems“ entnehmen.