Evidenzbasiertes Handeln im schulischen Mehrebenensystem - Bedingungen, Prozesse und Wirkungen (EviS II)
Laufzeit: |
01.09.2013 - 31.08.2016 |
Forschungseinrichtung: |
Johannes Gutenberg Universität Mainz, Westfälische Wilhelms-Universität Münster |
Projektleitung: |
Prof. Dr. Olga Zlatkin-Troitschanskaia, Prof. Dr. Carmen Binnewies, Prof. Dr. Marten Clausen, Prof. Dr. Christian Dormann, Prof. Dr. Peter Preisendörfer, Dr. Uwe Schmidt, Jun.-Prof. Dr. Manuel Förster, Dr. Daja Preuße |
Projektmitarbeiter/innen: |
Olga Mater, M.Sc., Dr. Susanne Schmidt, Bastian Laier, M.A., Dipl.-Soz. Lena Maria Zimmer, Christopher Gröning, M.Sc. |
Projekthomepage: |
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Untersuchte Fragestellungen: |
Mit dem Folgeprojekt „Evidenzbasiertes Handeln im schulischen Mehrebenensystem – Bedingungen, Prozesse und Wirkungen (EviS II)“ knüpft der Forschungsverbund aus Mainz und Münster an die Studien und Befunde der ersten Förderphase (Evis I) an und untersucht aus interdisziplinärer Sicht und mithilfe unterschiedlicher methodischer Ansätze die Bedingungen, Prozesse und Wirkungen evidenzbasierten Handelns in Schulen. Im Rahmen der ersten Förderphase des EviS-Forschungsverbundes konnte ermittelt werden, dass Lehrkräfte und Schulleitungen nur bedingt ihr eigenes professionelles Handeln auf Grundlage von Evidenzen gestalten. Dabei unterscheiden sich jedoch Schulen und ihre Akteure bezüglich der Evidenzbasierung z.T. sehr stark, und ein professioneller Umgang mit Evidenzen wird durch viele Faktoren auf den unterschiedlichen (individuellen, lehrkollegialen und schulorganisationalen) Ebenen beeinflusst. Aufbauend wird in Evis II eine längsschnittliche Betrachtung u.a. mit einem besonderen Fokus auf die Rolle und Handlungsbedingungen von Schulleitungen vorgenommen, die durch ergänzende vertiefende Analysen zu spezifischen Belastungsfaktoren in Schul- und Unterrichtspraxis begleitet wird. Diese Studien sollen Erkenntnisse zur effektiven Beeinflussung der Entwicklung einer evidenzbasierten Schul- und Unterrichtspraxis liefern. Folgende Fragestellungen werden auf drei Ebenen – Organisation Schule, Schulleitung und Lehrkräfte – betrachtet:
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Untersuchte Akteure und Bundesländer: |
Rheinland-Pfalz |
Untersuchungsdesign: |
Es erfolgte eine standardisierte schriftliche Befragung (Fragebogenerhebung) bei Lehrkräften und Schulleitungen an rheinland-pfälzischen Schulen (111 Schulen mit 1.513 Lehrkräften und 213 Schulleitungen). Vertiefende Aspekte wurden mittels Befragung von Lehrkräften und Schulleitungsmitgliedern (5 Schulen) und einer Tagebuchstudie (Längsschnitt auf Schulebene) erhoben (231 Referendare und Lehrkräfte). |
Zentrale Abschlussbefunde: |
Die Ergebnisse aus der ersten Förderphase, dass die Einstellung der Lehrkräfte gegenüber Evidenz einen Zusammenhang mit evidenzbasiertem Handeln zeigt, konnten mit den Daten der zweiten Förderphase repliziert und bestätigt werden. An Schulen, an denen Lehrkräfte eine positive Ein-stellung ihrer Schule gegenüber evidenzbasiertem Handeln angeben, wird häufiger evidenzorientiert als substitutorientiert gehandelt. In den Analysen konnten Ressourcen identifiziert werden, die als förderliche Faktoren für Evidenz-orientierung wirken. Einen starken Effekt hat ein transformationaler Führungsstil der Schulleitung. Ein transformationaler Führungsstil einer Schulleitung zeichnet sich unter anderem durch inspirierend motivierendes Verhalten sowie intellektuelle Stimulation des Lehrerkollegiums sowie ein individuelles Eingehen auf die Lehrkräfte aus. Ebenso konnten Belastungen identifiziert werden, die als hinderliche Faktoren auf die Evidenzorientierung wirken. In erster Linie sind es vor allem soziale Stressoren, wie Streit und Konflikte mit den Kollegen, welche mit einer geringen Evidenzorientierung sowie einer gesteigerten Substitutorientierung assoziiert sind. Der von vielen Lehrkräften genannte Zeitdruck als Belastung und als Hindernis für die Anwendung von Evidenzen scheint nur eine eher untergeordnete Rolle einzunehmen. Für die Längsschnittanalysen standen hauptsächlich Variablen bezüglich der Rolle und den Handlungsbedingungen der Schulleitung als auch Variablen sozialer Austausch- und Kooperationsprozesse und deren Einfluss auf die Evidenzorientierung der Lehrkräfte im Fokus. Zu beachten ist bei der Interpretation der Ergebnisse, dass aus datenschutzbedingten Gründen eine individuelle Zuordnung der Fragebögen aus beiden Erhebungen nicht möglich war. Dies bedeutet, dass alle Längsschnittanalysen auf der aggregierten Schulebene durchgeführt wurden. Insgesamt sind fast alle untersuchten Variablen als überwiegend stabil über die Zeit anzusehen. Dennoch erhöhte sich die Nutzung externer Evidenzquellen sowohl durch die Lehrkräfte und Schulleitungen leicht. Hinsichtlich potentieller Kausalzusammenhänge ergaben sich folgende Ergebnisse:
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Projektbezogene Veröffentlichungen: |
Demski, D., van Ackeren, I., & Clausen, M. (2016). The interrelation of school culture and evidence-based practice – Findings of a survey using the “Organizational Culture Assessment Instrument”. Journal for Educational Research Online. 8(3), 39-58, Retrieved from http://www.j-e-r-o.com/index.php/jero/article/view/703 Dormann, C., Binnewies, C., Koch, A. R., van Ackeren, I., Clausen, M., Preisendörfer, P., Schmidt, U., & Zlatkin-Troitschanskaia, O. (2016). Transferring Scientific Evidence into Practice: Assessment of Evidence-based School Management. Journal for Educational Research Online. 8(3), 14-38, Retrieved from http://www.j-e-r-o.com/index.php/jero/article/view/702 Laier, B., Demski, D., van Ackeren, I., Clausen, M., & Preisendörfer, P. (2016). The impact of teachers’ social networks on evidence-based practice in schools. Journal for Educational Research Online, 8(3), 100–121. Retrieved from http://www.j-e-r-o.com/index.php/jero/article/view/706 Koch, A. R., Binnewies, C., & Dormann, C. (2015). Motivating innovation in schools: School principals’ work engagement as a motivator for schools’ innovation. European Journal of Work and Organizational Psychology, 24(4), 505-517 Stump, M., Zlatkin-Troitschanskaia, O., & Mater, O. (2016). The effects of transformational leadership on teachers’ data use. Journal for Educational Research Online, 8(3), 80–99. Retrieved from http://www.j-e-r-o.com/index.php/jero/article/view/705 Zimmer, L. M., Seipp, T. & Schmidt, U. (im Review). Der Einfluss der Schul(leitungs)ebene auf die Nutzung von Evidenzen durch Lehrkräfte. Eine mehrebenenanalytische Untersuchung zu den Einflussfaktoren auf die Nutzung externer Schulevaluationsbefunde zur Ausgestaltung der Lehrerarbeit Zlatkin-Troitschanskaia, O. (2016). Evidence-based Actions in Schools – Requirements, Processes, and Effects. Special Issue in Journal for Educational Research Online, 8(3), 5-13, Retrieved from http://www.j-e-r-o.com/index.php/jero/article/view/701 Zlatkin-Troitschanskaia, O., Zimmer, L. M., Mater, O., Laier, B., Koch, A. R., Binnewies, C., Dor-mann, C., van Ackeren, I., Clausen, M., Preisendörfer, P., Schmidt, U., Demski, D. Preuße, D. & Stump, M. (2016). Schulische und individuelle Einflussfaktoren auf das evidenzbasierte Handeln von Lehrkräften und Schulleitungen – eine mehrebenenanalytische Studie. Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (Hrsg.), Steuerung im Bildungssystem. Implementation und Wirkung neuer Steuerungsinstrumente im Schulwesen. Bildungsforschung Band 43 (S. 8-38). Berlin: BMBF Zlatkin-Troitschanskaia, O., Förster, M., Preuße, D., & Mater, O. (2016). The relationship between teachers’ evidence-based actions and communication, cooperation, and participation structures at schools. Journal for Educational Research Online, 8(3), 59–79. Retrieved from http://www.j-e-r-o.com/index.php/jero/article/view/704 |